29. Juli 2024
19.00 Uhr
Ein Gespräch mit Larissa Schober
Der Begriff des Genozids hat seinen Ursprung im internationalen Recht und ist mit dessen Etablierung eng verbunden. Namibia, die Shoa, Ruanda – das 20. Jahrhundert gilt als Jahrhundert der Genozide. Doch mit dem letzten Jahrhundert endete nicht, was als Genozid bezeichnet wird. Ebenso hat sich die Begriffsverwendung über die Jahrzehnten geändert und wirkt mitunter weit über den juristischen Bereich hinaus. Begleitet ist die Verwendung von heftigen politischen Debatten und Auseinandersetzungen, in denen nicht selten ebenjene Identitäten eine Rolle spielen, die dem Genozidbegriff als Voraussetzung dienen. Teils kann der Eindruck entstehen, dass es sich vorrangig um einen Begriff der politischen Auseinandersetzung handelt.
Doch was genau bezeichnet der Begriff Genozid eigentlich? In ihrer Verwendung werden gesellschaftstheoretische und juristische Begriffen immer wieder bewusst unpräzise genutzt oder vertauscht. Dahinter steht nicht selten das Ziel, Diskurse zu verschieben und gesellschaftstheoretische, sowie historische Zusammenhänge umzudeuten. Darüber hinaus stellt sich für eine Linke die Frage, was von Begriffen wie Völkerrecht und Völkermord generell zu erwarten ist.
Über diese und andere Fragen möchten wir ins Gespräch kommen.
Die aktuelle Ausgabe der süd-nordpolitischen Zeitschrift iz3w steht unter dem Titel “Die dunkelste Stunde – Genozide.“ Im Dossier wird sich unter anderem mit der Definition des Begriffs Genozids und damit, was als Genozid gilt und was nicht, auseinandergesetzt, sowie der Frage nachgegangen, warum dies so ist. Wir haben zu diesem Anlass Larissa Schober eingeladen, die lange Redakteurin der iz3w war und als Politikwissenschaftlerin zur Erinnerung an Genozide forscht.